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FBP Vorsteher Tino Quaderer über die vergangene und künftige Legislatur

10. September 2022
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Der Eschner Vorsteher Tino Quaderer über die zu Ende gehende Legislatur sowie seine Pläne für eine zweite Amtsperiode

«Gemeinsam das Dorf zu gestalten, bereitet mir grosse Freude»

Seit 2019 ist Tino Quaderer Vorsteher von Eschen-Nendeln. Im Interview blickt er auf die letzten dreieinhalb Jahre zurück. Zudem gibt er einen Ausblick auf die Schwerpunkte einer allfälligen zweiten Amtszeit.

Du hast kürzlich bekannt gegeben, erneut zu kandidieren. Was sind deine Beweggründe?

Die Arbeit als Vorsteher bereitet mir enorm Freude. Es ist eine abwechslungsreiche und herausfordernde Tätigkeit, die jeden Tag Neues bringt. Mit dem Gemeinderat und den Menschen im Dorf die gemeinsame Heimat gestalten zu dürfen, empfinde ich als besonderes Privileg. Daher würde es mich freuen, dieses Amt für weitere vier Jahre ausüben zu dürfen.

Du hast als letzter der amtierenden Vorsteher deine erneute Kandidatur bekannt gegeben. Weshalb hast du die Katze so spät aus dem Sack gelassen?

Bei meinem Amtsantritt habe ich mir die persönliche Vorgabe gemacht, dass ich mich erst in den letzten Sommerferien vor den Wahlen entscheiden werde, ob ich nochmals antrete.

Dahinter stand die Idee, dass ich auf diese Weise unbelastet agieren kann, also frei vom Gedanken, ob gewisse Entscheide gut sind für eine allfällige Wiederwahl oder nicht.

Bei der Behandlung schwieriger Themen wie etwa der Umlegungs- und Erschliessungskosten, die teils seit vielen Jahren auf eine Lösung warteten, schien mir das der richtige Ansatz.

Wie fällt das Fazit der zu Ende gehenden Legislatur aus?

Meines Erachtens haben wir in dieser Legislatur bislang einiges erreicht. Von den über 40 Zielen, die wir im Gemeinderat 2019 für diese Legislatur definiert haben, sind schon sehr viele umgesetzt oder befinden sich derzeit in der Umsetzung.

Gemessen an diesen definierten Zielen befinden wir uns also absolut auf Kurs. Hinzu kommt, dass auch über diese definierten Ziele hinaus sehr viele weitere Projekte angestossen und umgesetzt werden konnten.

Hast du Beispiele dafür, was erreicht werden konnte?

Es sind doch einige Dinge, die in diesen dreieinhalb Jahren zusammengekommen sind. Erwähnen möchte ich beispielhaft nur Folgendes:

  • Wir haben die Entwicklung des Wirtschaftsparks samt interessanten Ansiedlungen vorangetrieben
  • wichtige Grossprojekte im Dienstleistungs- sowie im Wohnbereich möglich gemacht
  • Liechtensteins ersten Waldkindergarten eingeführt
  • eine Buslinie für die Eschner Hanglagen gestartet
  • die Bauverwaltung im Rahmen der natürlichen Nachfolgeplanung für die Zukunft gut aufgestellt
  • verschiedene neue Spielplätze gebaut
  • die Kommunikation der Gemeinde modernisiert
  • die Gemeindereserven für anstehende Infrastrukturprojekte um mehrere Millionen Franken erhöht
  • strategische Bodenkäufe getätigt und strategische Grundlagen beispielsweise im Bereich des Landerwerbs erarbeitet
  • diverse Strassenzüge erneuert sowie sicherer gemacht und viele weitere Dinge umgesetzt

Und quasi nebenbei ist es auch gelungen, unsere Gemeinde recht gut durch die Coronapandemie zu steuern. Darüber hinaus hatten wir in diesem Gemeinderat auch den Mut, Themen aufzugreifen, die seit vielen Jahren pendent waren.
Hier denke ich insbesondere an die eingangs erwähnten Umlegungs- und Erschliessungskosten. Das ist zwar kein populäres Thema, aber als Vorsteher und Gemeinderat muss man auch den Mut haben, unangenehme, aber für die Gemeinde letztlich notwendige Themen anzugehen.

Auch in der Thematik des Finanzausgleichs warst du als Vorsteher immer wieder in den Medien. Wie steht es bei diesem Thema?

In der Tat habe ich in den vergangenen Jahren nicht nur darauf geschaut, dass wir als Gemeinde unsere Ausgaben im  Griff haben und unsere Erträge steigern können, sondern dass auch der Finanzausgleich fairer gestaltet wird. Erfreulicherweise ist in den vergangenen Monaten Bewegung in dieses Thema gekommen und aktuell ist eine Totalrevision des Finanzausgleichs in der Vernehmlassung.

Wir als Gemeinde sehen diese Totalrevision, die unter anderem eine horizontale Ausgleichskomponente zwischen den Gemeinden beinhaltet, positiv. Letztlich erhalten dadurch alle Gemeinden die finanziellen Möglichkeiten, um ihren Gemeindesteuerzuschlag allenfalls anzupassen.

Zugleich halten wir aber fest, dass damit nicht alle Probleme gelöst werden, sondern dass insbesondere die Thematik der Doppelstruktur, die wir mit den beiden Ortschaften Eschen und Nendeln haben, ungelöst bleibt.

Schliesslich bringt diese Doppelstruktur hohe Kosten mit sich, da beispielsweise Schule, Kindergarten, Kirche, Dorfzentrum und dergleichen doppelt gebaut, betrieben und unterhalten werden müssen.

Unter dem Strich ist es aber erfreulich, dass nach Jahren und vielen Bemühungen endlich Dynamik in die Diskussion um den Finanzausgleich gekommen ist.

Für Aufsehen hat Anfang 2021 gesorgt, als Eschen-Nendeln der Nachbargemeinde Mauren zwei Millionen Franken ausgeliehen hat. Wie kam es dazu?

Eschen-Nendeln und Mauren-Schaanwald sind als Nachbarn sowie als Gemeinden mit ähnlichen Herausforderungen eng verbunden und pflegen einen engen Austausch.

Aufgrund dessen sowie der damaligen Negativzins-Problematik war für uns klar, dass man unter Nachbarn unkompliziert Hand bietet. Daher hat der Gemeinderat einem Darlehen an die Gemeinde Mauren zugestimmt.

Aber mittlerweile ist das alles abgeschlossen und das Darlehen wurde termingerecht zurückbezahlt.

Zuletzt hat das neue Begegnungszentrum Clunia, das sich momentan im Bau befindet, Schlagzeilen gemacht. Wie ist die aktuelle Situation?

Die Umsetzung eines solchen Projektes während zwei Krisen, also zuerst Corona und dann der Ukrainekrieg samt starker Inflation, bringt Herausforderungen mit sich.

Vom Verpflichtungskredit im Umfang von 11,9 Millionen Franken, den das Stimmvolk im Herbst 2018 genehmigt hat und der nicht indexiert wurde, hat mittlerweile die Baukostenteuerung rund 1,14 Millionen oder fast zehn Prozent weggefressen.

Aufgrund dessen sind wir beim Bauprojekt von Anfang an sehr kostenbewusst unterwegs gewesen und hinterfragen jede Position respektive suchen überall nach sinnvollen Möglichkeiten zur Kostenoptimierung.

Und wie geht es jetzt weiter mit Clunia?

Wir verfolgen den Grundsatz, dass wir beim Bau trotz der Kostenentwicklung keine faulen Kompromisse eingehen wollen. Schliesslich soll und muss Clunia seine Funktion vollumfänglich erfüllen können. Es wäre meines Erachtens zu kurz gedacht, wenn man jetzt kritische Abstriche machen würde, die uns in der späteren Nutzung einholen.

Aktuell befinden wir uns zudem noch innerhalb des Verpflichtungskredits.

Ob das auch nach den letzten noch ausstehenden Vergaben der Fall sein wird, wissen wir Ende November. Selbst wenn dann ein Ergänzungskredit zur Diskussion stehen sollte, würde dieser dank Kostenoptimierungen und Sparbemühungen voraussichtlich substanziell unter dem Betrag liegen, den uns die Teuerung zwischenzeitlich weggefressen hat.

Sobald die letzten Offerten auf dem Tisch liegen, haben wir Klarheit und werden dem Gemeinderat verschiedene Optionen vorlegen.

Was hast du für Pläne für eine zweite Amtszeit?

Für eine allfällige zweite Amtszeit sehe ich folgende Prioritäten: Erstens scheint es mir wichtig, weiter daran zu arbeiten, dass unsere Gemeinde finanziell gut aufgestellt ist und genügend Handlungsspielraum hat.

Hierfür müssen wir unsere Ausgaben weiter im Griff haben, unsere Erträge ausbauen und insbesondere konsequent darauf hinwirken, dass in den Finanzausgleich eine Lösung für Gemeinden mit ausgeprägter Doppelstruktur integriert wird. Ein zweiter Schwerpunkt ist der Verkehrsbereich.

Wir müssen Massnahmen umsetzen, um den Schleichverkehr in den Quartieren einzudämmen. Dazu zählt auch, dass wir auf Basis eines öffentlichen Meinungsbildungsprozesses zu einem Entscheid gelangen betreffend das Tempo-Regime auf unseren Strassen.

Daneben ist für uns wichtig, wie es mit dem Bahntrassee in Nendeln weitergeht und wie die Interessen der Anwohner sichergestellt werden können. Überdies müssen wir im Bereich des Strassenverkehrs gemeinsam mit dem Land das Thema Umfahrungslösungen nochmals angehen.

Drittens scheint es mir wichtig, die Zentrumsentwicklung in beiden Ortsteilen voranzutreiben. In Nendeln wird durch Clunia und das Hagenhaus enormes Potenzial entstehen, das wir nutzen müssen. In Eschen wiederum müssen wir in der nächsten Legislatur einen Entscheid darüber fällen, wie es mit dem Saal und der Verwaltung weitergehen soll. Hier wurden in den letzten beiden Jahren bereits viele Grundlagen erarbeitet.

Zur Person:

Der 46-jährige Tino Quaderer hat sich 2019 gegen drei Gegenkandidaten durchgesetzt und ist seither Vorsteher von Eschen-Nendeln.

Zuvor hatte er diverse Führungspositionen inne: als leitender Angestellter bei verschiedenen Liechtensteiner Banken; als Leiter der Landesbibliothek; als Chefredaktor sowie in weiteren Positionen.

Weitere Erfahrungen sammelte er als Gemeinderat sowie in Verwaltungs- und Stiftungsräten verschiedener Institutionen. Er hat in Bern studiert sowie doktoriert und wohnt mit seiner Frau Andrea und den beiden Kindern in Eschen.

Alle weiteren Blickwinkel von der FBP können hier heruntergeladen werden.

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