Wirtschaftspolitische Herausforderung
Parteibühne von FBP-Präsidiumsmitglied Oliver Gerstgrasser
Der geplante US-Zoll-Deal signalisiert einen grundlegenden Wandel in der Liechtensteiner Wirtschaftspolitik. Lange Zeit war der Wohlstand des Landes auf eine liberale Ordnung gegründet, die durch Nicht-Einmischung des Staates charakterisiert war. Nun wird die Regierung erstmals aktiv tätig und ermutigt liechtensteinische Unternehmen, innerhalb von 5 Jahren rund 300 Millionen Franken in den USA zu investieren. Dieses Vorhaben übersteigt die klassische Logik eines handelspolitischen Kompromisses somit erheblich.
Die Vereinbarung ist eine direkte Reaktion auf den steigenden internationalen Protektionismus, die Eskalation von Zolltarifen und die Volatilität auf den Devisenmärkten. Der Deal mit Washington bietet zwar Planungssicherheit durch eine Zollbegrenzung auf 15 Prozent, aufgeworfen wird aber eine zentrale Frage: Welche Langzeitfolgen hat diese Entscheidung für das liberale Wirtschaftsmodell Liechtensteins? Und wie wird sich die Situation entwickeln, sollten andere Länder ähnliche protektionistische Wege beschreiten?
Vor diesem Hintergrund wäre es sehr wünschenswert, wenn zu den Auslandzusagen gezielte Massnahmen ergriffen werden, um die heimische Wirtschaft zu stärken. Ziel muss es sein, den Abfluss von Kapital, technologischem Knowhow und Lehr- und Arbeitsplätzen ins Ausland zu bremsen. Jeder Franken, der in die USA oder andere Länder fliesst, bedeutet auch einen Verlust an Innovationskraft und Wertschöpfung für den heimischen Standort.
Liechtenstein steht daher vor einer strategischen Bewährungsprobe. Es gilt, die Standortattraktivität zu überdenken und eine klare Strategie für die künftige Wirtschaftsentwicklung zu erarbeiten. Insbesondere für das heimische Handwerk und Gewerbe bleibt ein starker Industriestandort im Land unverzichtbar – nicht nur aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, sondern auch als Fundament für langfristige Stabilität und Wohlstand des Landes.
