Die derzeitige Notfallversorgung liegt beim Spital
Im Zürcher Kantonsrat fordern bürgerliche Politiker eine Gebühr für unnötige Konsultationen in den Notaufnahmen der Spitäler. Bereits seit 2017 liegt in Bern die Idee dazu vor. Nun soll im Herbst die Vernehmlassung zu einer solchen Gebühr starten. Wie die Zahlen zeigen, stiegen gemäss Recherchen der «NZZ» die Konsultationen in Notfallstationen schweizweit von 2007 bis 2022 um 900 000. Erhebungen zeigen, dass 50 bis 80 Prozent der Patienten, die das Spital aufsuchen, sich auch bei einem Hausarzt hätten behandeln lassen können. Dies überlaste die Spitalinfrastruktur und verteuere das Gesundheitssystem noch stärker.
Mit diesem Kontext stellte die Liewo-Redaktion in dieser Woche folgende Frage:
Würden Sie eine Gebühr für unnötige Konsultationen in Betracht ziehen?
Der Landtagsabgeordnete Johannes Kaiser beantwortet die Liewo Frage der Woche:
Nein. Da das Hausarztsystem in Liechtenstein stark zurückgefahren wurde, haben die Patienten in akuten Notfällen zwangsläufig nur noch die Möglichkeit, direkt in die Ambulanz des Spitals zu gehen. In der Einleitung der Fragestellung wird auf den Zürcher Kantonsrat sowie Recherchen der «NZZ» verwiesen, welche das Ansinnen haben, den Patienten mit zusätzlichen Gebühren für «unnötige» Konsultationen in die Tasche zu greifen. Liechtenstein tut gut daran, auf sich selbst zu schauen und medizinischen Gesundheitsangebote danach auszurichten, dass Erstkonsultationen überhaupt bei Hausärztinnen und Hausärzten möglich sind. Denn dass die direkte ambulante Behandlung im Spital die Spitalinfrastruktur wesentlich mehr belastet und damit das Gesundheitssystem verteuert, ist hinlänglich bekannt.
Zudem stellt sich die Frage, wer letztlich auf welcher Grundlage entscheidet, ob eine Konsultation unnötig war oder nicht.
Im Weiteren ist auch mehr Kreativität im Gesundheits-Versicherungswesen gefordert, insbesondere in Richtung eines Bonus-Malus-Systems. Anreize sorgen dafür, dass das Gesundheitssystem weniger in Anspruch genommen, für eine Reduktion der Arzt- bzw. Spitalkonsultationen und damit für geringere Krankenkassenprämien. Ideen sind schon längst vorhanden, doch müssen sie von der Politik auch umgesetzt werden.