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Sabine Monauni im Interview mit dem Volksblatt

20. August 2020
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Im Gespräch mit dem «Volksblatt» erklärt die am Montag von der FBP nominierte Spitzenkandidatin Sabine Monauni Ziele und Hintergründe ihrer Kandidatur als Regierungschefin. «Für mich ist klar: Ich trete an, weil ich die Kompetenz und einen grossen Erfahrungsrucksack mitbringe», betont die 46-Jährige.

«Volksblatt»: Frau Monauni, Ihr Name ist ja nicht wirklich landestypisch. Deshalb beginnen wir gleich mit der Liechtensteiner Frage Nummer eins: «Wäm ghörsch?»
Sabine Monauni: Der Mama und dem Papa (lacht) – also dem Walter und der Heidi Tömördy. Aufgewachsen bin ich die ersten 11 Jahre in Schaan. Danach zogen wir nach Schellenberg, wo ich meine gesamte Jugendzeit verbracht habe. Ich fühle mich daher im Oberland wie auch im Unterland gleich verwurzelt. Auf dem Papier bin ich eine gebürtige Maurerin, denn meine Mama – eine geborene Meier – stammt aus Schaanwald. Mein leider viel zu früh verstorbener Vater ist ursprünglich aus Vorarlberg gekommen, hat sich dann aber in Liechtenstein einbürgern lassen. Am ersten Tag seiner Einbürgerung ist er sofort an den Stammtisch der FBP gehockt.

Somit liegt die Verbundenheit zur FBP also in der Familie?
Ja, kann man so sagen. Auch meine Schwester engagiert sich seit letztem Jahr im Gemeinderat Schellenberg für die FBP. Ich selbst war parteipolitisch zuvor nicht aktiv, fühle mich bei der FBP aber gut beheimatet. So sehe ich mich als Person der Mitte und kann mich mit den Zielen und Werten der FBP gut identifizieren. Die FBP war in den letzten acht Jahren ihrer Regierungsverantwortung sehr erfolgreich, man denke nur an die Sanierung des Staatshaushalts oder die konsequente Umsetzung der Finanzplatzstrategie. Diesen Kurs möchte ich auf jeden Fall weiterführen und setze dabei auf eine breit abgestützte Realpolitik.

Dann war der Schritt in die Politik für Sie ja nicht so weit weg?
In meiner beruflichen Tätigkeit stand ich immer nah dem politischen Geschehen. Ich wurde schon früher auf eine mögliche Kandidatur bei der FBP angesprochen und habe auch von meiner Seite aus Interesse an der Politik signalisiert. Ich stehe jetzt sozusagen in der Mitte des Lebens und bringe einen Erfahrungsschatz mit, den ich für die Politik des Landes gewinnbringend einsetzen kann. Zudem sind unsere Kinder aus dem Gröbsten heraus und ich habe die Energie und vor allem auch die Lust, die Zukunft des Landes mitzugestalten. Entsprechend habe ich mich gefreut, als die FBP-Anfrage reinkam. Nach kurzer Bedenkzeit und Absprache mit der Familie stand die Entscheidung fest: Jawohl, ich mache das jetzt!

Wie hat die Familie auf die Anfrage der FBP reagiert, dass gerade Sie Regierungschefkandidatin werden sollen?
Die ersten Reaktionen waren ganz unterschiedlich: Von Sprachlosigkeit zu «was tust du dir hier an?» – bis hin zu Stolz. Mein Umfeld kennt mich aber mittlerweile und weiss, dass ich neue Herausforderungen gerne annehme. Schlussendlich habe ich von meiner Familie hundertprozentigen Rückhalt erhalten, anders ginge es ja gar nicht – auch von meinen Kindern. So sind sie Liechtenstein noch sehr verbunden und sind sogar ganz euphorisch, wenn es mit einer Rückkehr ins Land klappen würde – vor allem weil sie dann die Grosseltern, die Gottas und Göttis und die Cousins öfters sehen können.

«Ich setze auf eine breit abgestützte Realpolitik.»

Sabine Monauni
Der Regierungschefposten ist ein sehr zeitintensives Amt. Liegt dies als Mutter zweier Kinder im Alter von sieben und elf Jahren überhaupt drin?
Das ist jetzt eine Frage, die man einem Mann nicht stellen würde (lacht). Ich hatte tatsächlich in meiner beruflichen Karriere schon einige zeitintensive Jobs. Vor allem der Botschafterposten verlangt einiges an Flexibilität was die Arbeitszeit anbelangt. Mein Mann und ich haben schon verschiedene Modelle der Familienarbeit gelebt, von Teilzeit bis zu beide Vollzeit. Aktuell ist mein Mann mit den Kindern zu Hause und hält mir so den Rücken frei. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir werden eine Lösung finden, die dem Amt und den Bedürfnissen der Familie Rechnung trägt.

Welches Gefühl hatten Sie bei den Vorgesprächen mit der FBP: Standen bezüglich der Kandidatur Ihre Kompetenzen im Vordergrund oder eher, dass Sie eine Frau sind?
Ich habe mich nie als Quotenfrau gesehen, auch nicht als mich Liechtenstein zur ersten Frau an der Spitze der EFTA-Überwachungsbehörde in Brüssel ernannt hat. In den Gesprächen mit dem FBP-Präsidium stand daher auch immer die Kompetenzfrage an der ersten Stelle. 

Und was für Kompetenzen bringen Sie denn mit?
Ich stehe seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst, wobei ich verschiedene Funktionen für unser Land ausüben konnte. Dadurch kenne ich die Verwaltung und deren Abläufe sehr gut.  Zudem bin ich aufgrund meiner Tätigkeit als Botschafterin in Brüssel sehr gut mit der hiesigen Wirtschaft vernetzt. 
Der EWR ist der Schwerpunkt meiner Arbeit in Brüssel und setzt ein grosses Verständnis für die Anliegen der Wirtschaft und des Finanzplatzes voraus. Die Aussenperspektive als Botschafterin, aber auch während meiner Tätigkeit bei der EFTA-Überwachungsbehörde, sind für mich enorm wichtige Erfahrungen, die meinen Blick auf unser Land besonders geschärft haben. Als Juristin und EWR-Expertin bringe ich zudem besondere analytische Fähigkeiten mit und habe keine Berührungsängste, wenn es um komplexe Regulierungsanforderungen aus dem Ausland geht. Diese gehören zu meinem Alltag und ich habe gelernt, diese mit einer gewissen Entspannheit zu begegnen.

Sie sind bereits seit vier Jahren in Brüssel aktiv. Was machen Botschafter überhaupt?
Unsere Hauptaufgabe ist es, die Interessen Liechtensteins im Ausland zu vertreten – in meinem konkreten Fall gegenüber der Europäischen Union, welche der wichtigste Handelspartner für Liechtenstein ist. Mein Auftrag ist es, im Rahmen der EWR-Kooperation Lösungen auszuhandeln, damit liechtensteinische Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger einen ungehinderten Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben. Gleichzeitig geht es darum sicherzustellen, dass die Anforderungen aus Brüssel auch grössenverträglich für unser Land sind. Dafür setzt sich die Botschaft in Brüssel zusammen mit den Amtsstellen in Vaduz tagtäglich ein. 

Sehen Sie keine Reibungspunkte zwischen Ihrer Kandidatur und der Botschaftertätigkeit?
Ich bin als Botschafterin nicht parteipolitisch unterwegs, sondern vertrete das Land Liechtenstein im Auftrag der Regierung. Übrigens passiert es nicht selten, dass meine Botschafterkollegen in Brüssel in die Regierung berufen werden. Insofern scheint mir Brüssel ein gutes Sprungbrett für eine Regierungskarriere zu sein.

Bringen Sie aus Ihrer Tätigkeit beim diplomatischen Dienst für den Posten des Regierungschefs besondere Eigenschaften mit?
Der Job verlangt natürlich Verhandlungsgeschick und vor allem auch die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen. Mein Umfeld sagt mir nach, dass ich eine gute Kommunikatorin bin und komplizierte Sachverhalte auf den Punkt bringen kann – eine Fähigkeit, die ich in den letzten vier Jahren als Botschafterin noch vertiefen konnte. In der Diplomatie braucht man auch ein gewisses Fingerspitzengefühl und die Bereitschaft, sich auf die Argumente des anderen einzulassen. 

Würden Sie so auch Sie Ihren künftigen Politikstil beschreiben?
Auf jeden Fall! Bei mir steht die Sache immer an erster Stelle. Ich scheue Auseinandersetzungen nicht, weil sie in der Regel zu einer besseren Lösung führen – solange sie fair und konstruktiv geführt werden. Ich bin eine gute Zuhörerin und lasse mich von guten Argumenten auch gerne überzeugen. Politik als Inszenierung ist definitiv nicht mein Stil.   

«Politik als Inszenierung ist definitiv nicht mein Stil.»

Sabine Monauni
Und was reizt Sie am Amt des Regierungschefs?
Wenn man ein politisches Amt anstrebt, will man etwas bewegen – vor allem, wenn es um den Regierungschefposten geht. Ich habe in Liechtenstein eine wunderbare Kindheit und Jugend verbracht und durfte in meinem späteren Berufsleben äusserst interessante und abwechslungsreiche Positionen für Liechtenstein besetzen. Jetzt möchte ich etwas von diesem Erfahrungsschatz zurückgeben und dazu beitragen, die Erfolgsgeschichte unseres Landes auch für die nächsten Jahrzehnte weiterzuführen. 

Wie Sie vorher ausgeführt haben, hat Ihre Familie auch die Frage gestellt: «Was tust du dir hier an?» So stehen Regierungsmitglieder öfters im Mittelpunkt von Kritik …
Das ist in der Tat eine der Herausforderungen, vor der ich am meisten Respekt habe. Man kann es nie allen recht machen. Mit konstruktiver und sachlicher Kritik kann ich gut umgehen, aber persönliche Angriffe lassen auch mich nicht unberührt. Ich bin jedoch zum Schluss gekommen, dass ich robust genug bin, um damit umzugehen. Ich kann dabei auf meine Erfahrung an der Spitze der EFTA-Überwachungsbehörde zurückgreifen, wo wir mitunter auch Entscheide fällen mussten, die im Land Kritik nach sich zogen. Dabei hat sich gezeigt, dass, wenn man das Gespräch sucht, auch auf der anderen Seite Verständnis erzeugen kann. Ich bin froh, dass wir in der liechtensteinischen Politik grundsätzlich noch eine politische Diskussionskultur haben, die auf gegenseitigem Respekt und Anstand beruht. Ich hoffe, dass wir uns das auch für die Zukunft bewahren können und uns nicht von den reisserischen Politparolen in anderen Ländern anstecken lassen. Nicht nur die Politikerinnen und Politiker, sondern auch die Medien tragen hier eine besondere Verantwortung. 

Gibt es für Sie auch inhaltliche Herausforderungen? So ist der Regierungschef beispielsweise als Finanzminister auch für die Staatsfinanzen zuständig. Haben Sie entsprechende Qualifikationen?
Aufgrund meiner Budgetverantwortung in verschiedenen leitenden Verwaltungsfunktionen habe ich keine Berührungsängste, wenn es um das Budget des Staates geht. Ausserdem bin ich durchaus in der Lage, mich in neue Aufgaben einzuarbeiten. Dabei weiss ich auch, dass ich jederzeit auf die Kompetenz der  Dienststellen des Landes zurückgreifen kann. Zudem bringe ich viel Know-how für die Finanzplatzthemen, die internationale Steuerpolitik und den EWR mit. Bereiche, die ebenso in das Ressort des Regierungschefs fallen und meines Erachtens von zentraler Bedeutung für das Land Liechtenstein sind. 

Und wie würden Sie die Zukunft Liechtensteins als Regierungschefin gestalten?
Einfach gefasst: Das, was sich bewährt hat, möchte ich weiterführen. Und was sich nicht bewährt hat, lassen wir hinter uns. Zum Bewährten gehört ein umsichtiger Umgang mit den Staatsfinanzen sowie die weiterhin konsequente Umsetzung der Finanzplatzstrategie, vor allem mit Blick auf die Umsetzung der internationalen Standards. Gleichzeitig möchte ich aber auch neue Themen anpacken, um unser Land in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dabei sehe ich ein modernes und offenes Liechtenstein vor mir – ein Liechtenstein, in dem der Einzelne Eigenverantwortung übernimmt und gleichzeitig Solidarität mit den Schwächeren besteht. 
Auch möchte ich vor allem einen Schwerpunkt auf das Nachhaltigkeitsthema legen, weil ich hier ein grosses Potenzial für unser Land sehe. Unser schöner Lebensraum ist ein hohes Gut in unserem Land, den wir auch für unsere zukünftigen Generationen bewahren müssen. Nachhaltig auf staatlicher Ebene zu agieren, bedeutet auch, dass wir in der Mobilität auf zukunftsfähige Lösungen setzen oder die Widerstandsfähigkeit der staatlichen Systeme in der Alters-, Gesundheits- und Pflegevorsorge stärken. 

Sie sprechen Mobilität an: Verraten Sie uns, welche Haltung Sie bei den drei Vorlagen des Abstimmungssonntags am 30. August einnehmen?
Beim Mobilitätskonzept folge ich der Empfehlung der FBP. Bei der doppelten Staatsbürgerschaft stimme ich dafür, da meine Kinder auch die doppelte Staatsbürgerschaft haben. Und «HalbeHalbe» stehe ich ebenfalls positiv gegenüber, wobei ich hier vor allem auf Verantwortung der Parteien setze, diesem Auftrag nachzukommen. 

Finden Sie, dass es in Liechtenstein nun endlich an der Zeit ist, für eine Regierungschefin?
Auf jeden Fall. Die Zeit ist überreif. Ich möchte meine Kandidatur aber keinesfalls zur «Frauen-Frage» machen. Im 2020 sollte dies eigentlich eine Normalität sein. Für mich ist klar: Ich trete an, weil ich die Kompetenz und einen grossen Erfahrungsrucksack mitbringe.
«Ich sehe ein modernes und offenes Liechtenstein vor mir.»

Sabine Monauni

Für jene, die Sie noch nicht kennen: Wie würden Sie sich persönlich und Ihre Charakterzüge beschreiben?
Andere beschreiben mich als pragmatisch, lösungsorientiert und zuweilen etwas zu selbstkritisch. Ich selber würde mich durchaus auch als bodenständig beschreiben. Das hat mir mein Elternhaus auch immer so vorgelebt. Bei uns galt immer das Credo «einfach nicht abheben». Ich glaube, das kann durchaus hilfreich sein, wenn man sich für den Regierungschefposten bewirbt. (lacht)

Wie geht es für Sie bis zu den Wahlen im Februar nun weiter?
Ich werde so lange der Regierung als Botschafterin zur Verfügung stehen bis das Wahlresultat vorliegt – so wird es auch von den anderen FBP-Regierungskandidaten gehandhabt. Momentan läuft die Terminfindung und wir organisieren die nächsten Schritte konkret, sodass sich meine Kandidatur und die Verpflichtungen als Botschafterin gut unter einen Hut bringen lassen. Je nach Entwicklung der Coronasituation werde ich von Brüssel und Liechtenstein hin und her pendeln. Wir werden uns dabei die Erfahrungen des letzten halben Jahres zunutze machen und vor allem verstärkt auf  Videokonferenzen setzen. 

Mit Blick auf den so langsam startenden Wahlkampf: Wie schätzen Sie Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch ein, der höchstwahrscheinlich als Ihr Konkurrent auftreten wird?
Für mich spielt es keine Rolle, wer auf der anderen Seite stehen wird. Ich freue mich auf den Wahlkampf und auf eine konstruktive und faire Auseinandersetzung. Wir in der FBP konzentrieren unsere Kräfte auf unser Programm, mit welchem wir die Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner überzeugen wollen. 

Was ist, wenn es im Februar nicht reicht. Werden Sie trotzdem für die Regierung zur Verfügung stehen?
Mein Ziel ist klar: Ich will Regierungschefin werden. Diese Frage steht für mich derzeit nicht zur Diskussion. Dies wird dann erst nach der Bekanntgabe der Abstimmungsresultate wenn überhaupt Thema.

Wie schätzen Sie das FBP-Kandidatenteam insgesamt ein?
Ich schätze Katrin Eggenberger und Manuel Frick als kompetente und sehr engagierte Kollegen, mit denen ich in den letzten Monaten auch eng zusammen arbeiten durfte. Wir ergänzen uns sehr gut und bringen unterschiedliche Erfahrungen und Persönlichkeiten mit. Wir sind auf jeden Fall eine gute Truppe, die frisch und dynamisch daherkommt und auch eine gewisse Aufbruchstimmung erzeugt. Zudem freue ich mich natürlich darüber, dass wir zwei Frauen im Team haben.

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