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Gemeinsam haben wir sehr viel erreicht

06. Juni 2020
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Interview mit Regierungschef Adrian Hasler

Herr Regierungschef, ist Ihnen der Entscheid, nicht mehr für eine dritte Amtsperiode anzutreten, schwergefallen?

Ich durfte mich in zwei äusserst spannenden, herausfordernden und prägenden Legislaturperioden als Regierungschef für Liechtenstein einsetzen. Das habe ich mit viel Herzblut und grosser Überzeugung gemacht. Für mich ist jetzt der richtige Moment, um aufzuhören. Diesen Entscheid habe ich nach reiflicher Überlegung und aufgrund vieler Gespräche mit meiner Familie getroffen.

Wie geht es Ihnen heute, eine Woche nachdem Sie Ihren Entscheid bekannt gegeben haben?

Ich habe viele Rückmeldungen erhalten. Praktisch alle bedauern den Entscheid, haben aber auch viel Verständnis dafür. Es ist für mich sicher keine leichte Entscheidung gewesen, aber diese Entscheidung fühlt sich richtig an. Ich schaue mit grosser Dankbarkeit auf diese beiden Legislaturperioden zurück.

Jeder Regierungschef prägt mit seiner Persönlichkeit die Legislatur. Was ist Ihnen in der Ära «Adrian Hasler» wichtig?

Zuerst ist es der grosse Respekt vor dem Amt. Als Regierungschef steht man in der Verantwortung. Die Entscheide, die wir als Regierung und ich als Regierungschef fälle, betreffen immer Menschen, und diese stehen im Mittelpunkt. Ich habe immer besonders Wert darauf gelegt, meine Haltung klar und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Es ist mir wichtig, dass jeder weiss, woran er ist. Mir ist es zudem wichtig, die Betroffenen einzubeziehen und tragfähige Kompromisse zu finden. Nicht zu haben bin ich für faule Kompromisse, die die Probleme nur hinausschieben, aber nicht lösen. Letztlich will ich mir jeden Tag in den Spiegel schauen können und mir und meinen Werten treu bleiben.

Blicken wir auf die vergangenen zwei Legislaturen zurück. Sie haben Ihr Amt unter schwierigen Voraussetzungen angetreten. Der Landeshaushalt war in Schieflage, der Finanzplatz unter Druck, die staatliche Pensionskasse dringend sanierungsbedürftig. Einige haben von einem «Himmelfahrtskommando» gesprochen. Weshalb haben Sie dennoch kandidiert?

Als ich im 2012 angefragt worden bin, ob ich als Regierungschef kandidiere, ist mir bewusst gewesen, dass ich damit keine leichte Aufgabe übernehmen werde. Wir sind vor der schwierigen Aufgabe gestanden, den Staatshaushalt zu sanieren und Sparpakete umzusetzen. Alle sind sich bewusst gewesen, dass wir eine Mammutaufgabe vor uns haben und dass wir diese nur gemeinsam bewältigen können. Ich bin trotzdem überzeugt gewesen, dass ich diese Aufgabe meistern kann. Ich habe mir damals auch das Ziel gesetzt, das Amt des Regierungschefs acht Jahre auszuüben, alles weitere würden wir dann sehen.

Die zweite Legislaturperiode ist unter dem Motto „Gestalten“ gestanden. War das für Sie einfacher?

Nicht unbedingt, die Herausforderungen sind anders. Es ist natürlich schöner, zu gestalten und Themen wie Digitalisierung, Innovation, FinTech und Blockchain voranzutreiben, und als Regierung auch grosse Bauprojekte zu lancieren. Die Sanierung des Staatshaushalts war rückblickend eine Voraussetzung, damit wir überhaupt gestalten können. Ich bin froh und stolz, dass die damaligen Massnahmen breit mitgetragen wurden und wir uns heute sowohl Unterstützungspakte für die Wirtschaft als auch Investitionen in unsere Zukunft leisten können.

Was nehmen Sie aus Ihrem Amt als Regierungschef mit?

Es gibt wahrscheinlich kaum eine Aufgabe, bei der man mit so vielen unterschiedlichen Fragestellungen konfrontiert wird. Ich habe jeden Tag komplexe Themen auf dem Tisch und muss dafür sorgen, dass wir die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen. Ich habe in den letzten Jahren auch das Privileg gehabt, viele interessante Persönlichkeiten kennen zu lernen. Auch das ist eine grosse Bereicherung. Besonders erwähnen möchte ich die Möglichkeit, die Zukunft unseres Landes mitzugestalten – und zwar an vorderster Front. Ich möchte allen für die grossartige Unterstützung danken, welche ich erhalten habe. Gemeinsam haben wir sehr viel erreicht.

Ihre Familie musste in den letzten Jahren oft auf Sie verzichten?

Meine Frau Gudrun und meine Söhne Pascal und Luis haben mich in diesen Jahren immer unterstützt und mir Rückhalt gegeben. Ohne meine tolle Familie hätte ich diese Aufgabe nicht meistern können.

Diese Woche wurde im Landtag das Postulat zum verantwortungsvollen Umgang mit staatlichen Überschüssen und Reserven behandelt. Damit schliesst sich ein Kreis zum Beginn der beiden Legislaturen. Was ist Ihre Erkenntnis aus der Postulatsbeantwortung.

Kurz und bündig: Wir sind heute in einer komfortablen Ausgangslage und können mit Zuversicht den kommenden wirtschaftlich schwierigen Jahre entgegensehen. Wir können uns Investitionen in den staatlichen Hochbau, die S-Bahn, die Bildung und die Digitalisierung leisten. Die Postulatsbeantwortung zeigt aber auch, wie fragil die Steuereinnahmen und vor allem auch die Einnahmen aus den Finanzanlagen sind. Wir tun gut daran, die Ausgabenseite im Griff zu behalten und uns genau zu überlegen, welche neuen Ausgaben wirklich Mehrwert bringen. Es geht darum, die Potentiale zu stärken und immer wieder zu überlegen, was heute notwendig ist, damit wir alle in Zukunft ein lebenswertes Liechtenstein haben.

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