Über Uns
Aktuelles

Hansjörg Büchel: «Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern kontinuierlich daran drehen»

14. Februar 2019
vorsteher-Hansjoerg-4s2p.JPG

Nun ist es offiziell: In zwei Gemeinden Liechtensteins werden bei den Gemeindewahlen im März 2019 amtierende Vorsteher durch einen Gegenkandidaten herausgefordert. Wir sprachen mit Hansjörg Büchel, Vorsteher von Balzers und Vorsteherkandidat der FBP, über diese Situation, die bisherige Amtszeit und über seine Vorstellungen für Balzers.

«Volksblatt»: Herr Büchel, seit 1. Mai 2015 bekleiden Sie das Amt des Vorstehers in Balzers. Ist diese Funktion heute so, wie Sie es damals vorausgesehen hatten?

Hansjörg Büchel: Nein, mit Sicherheit nicht. Natürlich hatte ich eine Vorstellung von diesem Amt, das da auf mich zukommen sollte. Schliesslich war ich davor während acht Jahren Mitglied der Geschäftsprüfungskommission und ich kannte den Betrieb der Verwaltung und viele Mitarbeitende. Aber die tägliche Praxis als Gemeindevorsteher sah dann doch anders aus. Das Amt des Vorstehers kann man ja nirgendwo studieren, man kann sich nur durch die tägliche Arbeit nach und nach hineinleben – und aus eigener Erfahrung dauert das Monate, um nicht zu sagen Jahre. 

Was waren denn die grössten Überraschungen?

Nicht erwartet hatte ich, wie oft und in wie vielen Fragestellungen man als Vorsteher von Balzers sozusagen «über die Grenzen hinaus» involviert wird. Beispiele dafür sind die Mitarbeit im Agglomerationsprogramm Werdenberg Liechtenstein oder in Arbeitsgruppen auf Landesebene als Vertreter der Gemeinden, die Mitgliedschaft in der internationalen Waffenplatzkommission oder die Zusammenarbeit in spezifischen Sachfragen mit Schweizer Behörden (Blockrampe Ellhorn, Helikopterplatz, Hochspannungsleitung, Rheinaufweitungen). Das hatte ich mir «weniger international» vorgestellt. Aber es ist eine sehr spannende Erweiterung der Einsichten und Kontakte.

Und was sind heute die grössten Herausforderungen?

Eine besonders grosse Herausforderung ist, alle Aufgaben zeitlich unter einen Hut zu bringen. Daran könnte man schon gelegentlich verzweifeln.  Und wie in allen Unternehmen – oder noch besser Lebenssituationen – ist die Zusammenarbeit mit den Menschen mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen, Wünschen und Ideen natürlich eine echte Herausforderung. Aber gerade die Zusammenarbeit mit den Menschen, gemeinsam etwas zu bewegen, ist ja auch der besondere Reiz des Vorsteheramtes.

Sie sprechen da die Mitglieder des Gemeinderates an oder die Mitarbeitenden der Verwaltung?

Alle Menschen, mit denen ich zu tun habe. Die Kontakte mit Einwohnerinnen und Einwohnern machen mir viel Freude. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, wo ich mit den Mitarbeitenden der Verwaltung oder Mitgliedern von Kommissionen usw. zu tun habe. Aber, es gibt natürlich auch immer wieder weniger schöne Fragestellungen oder gar Unstimmigkeiten. Das gehört dazu. Im Gemeinderat sind wir im Mai 2015 schliesslich alle mit unseren eigenen Ideen zusammengekommen. Jede und jeder möchte die eigenen Vorhaben umsetzen und das führt zwangsläufig zu Diskussionen. Das ist legitim und zu akzeptieren und es schafft halt nicht immer und überall nur Freude.

Mit welchen Ideen sind Sie 2015 ins Amt gestartet?

Wir hatten für die Wahlen 2015 ein Programm mit Zielen und Vorhaben erarbeitet. «Fähig, Ziele umzusetzen» haben wir damals als Motto gewählt und heute dürfen wir auch erfreut feststellen, dass wir vieles erreicht haben. Wichtig zu erwähnen ist dabei, dass wir das gemeinsam gemacht haben – Gemeinderat, Verwaltung und Vorsteher in konstruktiver Zusammenarbeit. Nur so kann etwas gelingen.

Gibt es besondere Höhepunkte, die Sie erwähnen können?

Neben den vielen abgeschlossenen Bauprojekten scheinen mir die Planungsarbeiten für die Zentrumsentwicklung, den Dorfplatz, das Wohnen im Alter oder für Massnahmen im Bereich Umwelt und Langsamverkehr besonders wichtig und zukunftsgerichtet. Grosse Freude hatte ich auch mit der Einführung von Tagesstrukturen für die Kinderbetreuung und die Schaffung einer Stelle, um Arbeitssuchenden eine Eingliederung zu ermöglichen. 

Nun beschreiben Sie das so schön und alles scheint in bester Ordnung. Aber warum gibt es dann doch einen weiteren Kandidaten, der sich um das Amt bemüht?

Im Grunde kann man verstehen, dass sich Personen für die Funktion als Vorsteher bewerben. Es ist schliesslich eine sehr interessante und tolle Aufgabe. Zudem gab es in Balzers, soweit ich denken mag, immer Kandidaten von beiden grossen Parteien. Also habe ich auch damit gerechnet.

Der Gegenkandidat kritisiert naturgemäss den Amtsinhaber. Von Stillstand ist die Rede und es müsse endlich vorwärts gehen. Was meinen Sie dazu?

Ich verweise dazu gerne auf die umgesetzten Projekte und die vorangetriebenen Planungsarbeiten. Von Anfang an haben wir die bereits laufenden Projekte im Gemeinderat aufgegriffen und an mehreren Workshops unsere Vorhaben für die laufende Mandatsperiode gemeinsam festgelegt. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern kontinuierlich daran drehen, damit es vorwärts geht. Dabei mussten wir Rücksicht nehmen auf unsere Finanzkraft und auch auf die vorhandenen personellen Möglichkeiten. Wir haben das gemeinsam entschieden und zu allen unseren Aktivitäten stehe ich voll und ganz.

Nun stehen wir kurz vor den Wahlen und die Parteien haben ihre Kandidatenteams nominiert. Sind Sie zufrieden mit Ihrem FBP Team?

Ja, auf jeden Fall. Es ist zwar sehr schade, dass wir nur eine Frau zur Kandidatur bewegen konnten. Aber über diese freuen wir uns umso mehr. Sie verdient unsere volle Unterstützung. Wir haben viel Freude mit unserem Kandidatenteam. Sie alle, ausnahmslos, würden eine Bereicherung für den Balzner Gemeinderat sein. Und noch etwas: Alle die kandidieren – egal von welcher Partei – haben grundsätzlich unseren Respekt, Anerkennung und unseren Dank verdient. 

Es sind alles neue Namen auf der Liste, mangelt es da nicht an Kontinuität?

Dazu muss ich festhalten, dass ich als Vorsteher wieder kandidiere. Der Vorsteher ist Vorsitzender des Gemeinderates – Kontinuität in dieser Funktion ist sicher von Vorteil für die Gemeinde. Wie ich oben erwähnt habe, dauert die Einarbeitung in die umfangreichen Aufgaben ihre Zeit und diese fällt bei einer Wiederwahl des Vorstehers weg. Die Arbeiten können nahtlos weiter gehen. Es ist seitens  der Parteien auch zu akzeptieren, wenn ein Mitglied des Gemeinderates aus berechtigten Gründen nicht mehr antreten kann oder will. Insgesamt ist für ein gut funktionierendes Gremium beides nötig: Kontinuität und auch Erneuerung.

Womit soll es denn gleich nach der Wahl weitergehen, gibt es besondere Vorhaben?

Da sind einerseits die laufenden Projekte. Der Gemeinderat hat im Budget 2019 wichtige Vorhaben vorgesehen, an deren Umsetzung wir bereits arbeiten. Für die Einwohner betrifft das insbesondere das Bauprojekt «Wohnen im Alter» und den laufenden Projektwettbewerb zur Gestaltung des Dorfplatzes. Für die Gemeindeverwaltung haben wir erhebliche Beträge budgetiert, mit denen wir die IT-Infrastruktur aber auch Arbeitsprozesse erneuern und die Zusammenarbeit in der Verwaltung optimieren werden. Für den neuen Gemeinderat wird es ab Mai darum gehen, sich zu organisieren, die Ressorts zuzuteilen und die Arbeit aufzunehmen.

Und wie sehen die Ziele für die kommenden Jahre aus, wofür will sich ein wiedergewählter Vorsteher Hansjörg Büchel und die FBP Balzers einsetzen?

Die FBP Balzers hat schon Mitte Januar mit einer Broschüre ihre Vorhaben und Ziele in alle Haushalte in Balzers verschickt. Gemeinsam hat das Kandidatenteam die eigenen Vorstellungen und Ideen gebündelt und in sechs Schwerpunkten zusammengefasst. Die Wählerinnen und Wähler können somit erkennen, wofür wir stehen und wofür wir uns einsetzen wollen. In diesen Tagen wird nun auch die Broschüre mit der Kandidatin und den Kandidaten verschickt. Dann weiss auch jedermann wer wir sind.

Und was sind die wichtigsten Themen im Wahlprogramm?

Für uns stehen die Menschen in Balzers und Mäls im Mittelpunkt. Um sie und um unser Dorf wollen wir uns kümmern. «Wir bewegen Balzers» haben wir uns als Motto gewählt. Die Themen umfassen die Bereiche Lebensqualität, Zusammenleben und –wirken durch Vereine und Freiwillige, der Standort Balzers für Einwohner, Unternehmen und Touristen sowie eine effiziente Verwaltung für alle Einwohnerinnen und Einwohner. Das ist natürlich nur ganz kurz zusammengefasst. 

Und für Sie persönlich, was ist Ihr Wunsch für die Wahlen?

Ich werde mich unglaublich freuen, wenn ich das Amt des Vorstehers weitere vier Jahre ausüben darf. Wie bisher, werde ich zusammen mit den vielen einsatzfreudigen Menschen in Balzers für unsere gemeinsame Zukunft arbeiten.

0 Kommentare

Vorherige
Wir gehen auf Euch zu!
Nächste
Marcus Vogt soll FBP Präsident werden




Galerie

image